Die Zahlen derer, die ohne eigenen sicheren Wohnraum leben, steigen. Für die Jahre 2024 und 2025 wurden erhöhte Arbeitslosenzahlen prognostiziert. In unseren Gesellschaften klaffen Schluchten. Rechte Parteien und Gesinnungen gewinnen an Zulauf – jene der Art, die den Wert eines Menschen an seiner Herkunft, seiner Leistungsfähigkeit, seiner Angepasstheit messen.
Die Stimmen derer, die sich einsetzen für ein Menschenbild, das jeden und jede in seinen und ihren Eigenheiten annimmt, die kämpfen für ein tolerantes und solidarisches Miteinander, sind im Augenblick vielleicht nicht ganz so laut, doch sind sie zahlreicher und pluralistischer als jede menschenverachtende Hetze es sein könnte.
Angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen möchten wir ins Gespräch kommen: Über Herausforderungen und Hindernisse ebenso wie über Chancen und Potenziale. Lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, ob es nicht auch anders gehen kann.
Wir laden darum herzlich ein zu unseren Werkstätten der Misere.
Unsere Werkstätten sind offen und kostenlos für alle Interessierten. Eine Anmeldung ist nicht nötig, erleichtert uns aber die Planung.
Zu jeder Werkstatt bieten wir einen Imbiss sowie kalte und warme Getränke an.
Werkstatt 1_Was es braucht: Alternativen zu Notunterkünften
Kunstaktion_Bau eines Kunstobjektes mit Jan Sieben [Spectrum, Rheinischer Verein]
FR 11 OKT 2024 | 11-16 h
Bruchweg 8 | 41751 Viersen-Dülken
In Deutschland haben unfreiwillig obdachlose Menschen das Recht auf eine ordnungsrechtliche Unterbringung durch die Behörden. Das heißt, dass ihnen (temporär) eine Unterkunft zur Verfügung gestellt wird, in der sie vor Witterung und Gefahr geschützt sind. Doch stehen weder genug Unterkünfte zur Verfügung, noch sind diese in einem verlässlich guten und sauberen – und bisweilen gesundheitlich unbedenklichen – Zustand. Kommunen und Einzelpersonen entwickeln immer wieder Ideen für alternative Unterbringungen, die den wirklichen Bedürfnissen obdachloser Personen jedoch nur selten gerecht werden.
In unserer Werkstatt möchten wir uns austauschen über verschiedene Formen von Notunterkünften – von kritisch bis kreativ: Wir lassen unsere Gedanken frei. Der gemeinsame Bau eines Kunstobjektes soll Gespräche und Überlegungen anregen, kann aber auch als Bekundung von Meinungen und Forderungen dienen.
Werkstatt 2_Wissenschaft als Werkzeug für gesellschaftliche Veränderungen
Gäste_Arnd Liesendahl [Sprecher:innenrat FAG Partizipation der BAG W + Experte in eigener Sache] + Prof. Dr. Christoph Gille [Hochschule Düsseldorf]
FR 18 OKT 2024 | 14-16 h
Benedikt-Labre-Haus | Bahnhofstr. 9 | 41334 Nettetal
Um Veränderungen anzustoßen, müssen wir verstehen, welche Strukturen zu gesellschaftlichem Ausschluss beitragen und wo die Potenziale für Partizipation und Teilhabe liegen. Anhand zweier wissenschaftlicher Studien wollen wir ins Gespräch kommen.
Die partizipative Studie Diskriminierung wohnungsloser Menschen am Wohnungsmarkt – DiWo (Arnd Liesendahl, Michael Müller, Christoph Gille, Anne van Rießen) untersucht, ob und wie wohnungslose Menschen auf dem Wohnungsmarkt ungerechtfertigt benachteiligt werden. Die Studie legt offen: Strukturelle Barrieren und Diskriminierung im Wohnungsmarkt verweigern gerade diejenigen Menschen systematisch den Zugang, die am meisten auf ihn angewiesen sind. Um das Menschenrecht auf Wohnraum umzusetzen, sind deswegen nicht nur Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und eine Verbesserung sozialstaatlicher Infrastrukturen nötig, sondern auch spezifische Zugänge für wohnungslose Menschen.
In der Studie Selbstvertretung in der Armutsbekämpfung – Institutionalisierung politischer Beteiligung von Menschen mit Armutserfahrung (Christoph Gille, Thomas Münch und Anne van Rießen) wurden verschiedene Armutskonferenzen in Deutschland und anderen europäischen Ländern untersucht. Ausgangspunkt ist die Diagnose, dass die politische Beteiligung von armen Menschen erschwert ist und so auch das Vertrauen in die Politik sinkt. In der Kurzexpertise werden deswegen Organisationsformen, Aktivitäten und Wirkungen von Beteiligungsstrukturen in elf Beispielen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Beteiligungsformate mit einem hohen Grad an Institutionalisierung und Regionalisierung die deutlichsten Wirkungen zeigen. Sie können als Vorbilder für eine weitreichendere Selbstvertretung auch in Deutschland dienen.
Sie haben Fragen, Hinweise oder möchten Ihre Teilnahme ankündigen? Wir freuen uns über Ihre Nachricht an oeffentlichkeitsarbeit@rhein-verein.de oder 0241 431 164.
Die Werkstatt der Misere als Freiheitswerkstatt
Die Werkstatt der Misere wurde als eine:s von deutschlandweit 15 Projekten und Initiativen ausgewählt, die einen gesellschaftlichen Dialog zum Thema Freiheit und Demokratie anstoßen. Damit sind wir Teil des Projekts Im Namen der Freiheit der Universität Hamburg. Das Projekt Im Namen der Freiheit findet im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2024 – Freiheit statt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.